Nachklang: Lesung Gabi Stötzer

Am 1. Juli, anlässlich des Petersbergfestes 2023, gab es vom Archiv der Stasiunterlagen in Erfurt eine Einladung an Gabriele Stötzer, Vorstandmitglied des  Freiheit e.v, ihr Buch „Der lange Arm der Stasi „erschienen bei spector books Leipzig, um 14 Uhr in den Archivräumen vorzustellen.

Die Wurzel dieses Buches, dessen Entstehung 12 Jahre zurück geht, waren hier, im Archiv.

Zu der Vorbereitung einer Ausstellung von alternativen Künstlern der 70er und 80er Jahre in Erfurt, die in der DDR als Untergrund bezeichnet wurden, weil sie keine staatlich geförderten Vertreter des Sozialistischen Realismus, sondern ihrer eigenen Bildvorstellung waren, bekam Stötzer von der damaligen Landesbeauftragten für Stasi-Unterlagen in Thüringen, Hildigund Neubert einen Forschungsauftrag, die Beziehung der Stasi zu eben diesen Künstlern auszuforschen. Über 3363 Seiten Stasikopien mussten durchgesehen werden, bis ein vollständiges Bild der flächendeckenden Kontrolle der Stasi in Erfurt zusammengetragen war. Es schaffte die Geschichte einer ganzen Generation junger Menschen, die sich für ihre eigenen Vorstellungen und Träume entschieden und damit zu Opfern, die verfolgt wurden, deklariert wurden - oder sich anzupassen und den Zwangsmethoden einer Diktatur zu unterstellen, um scheinbar unbehelligt zu sein. Das war Illusion, denn ihre Anpassung machte sie zu Tätern oder Verrätern, die zwar erst geheim als Inoffizielle Mitarbeiter arbeiteten, denen aber später durch die Besetzung der Stasi, die hier in Erfurt ihren Ursprung hatte mit der Offenlegung der Akten  ihre Maske vom Gesicht gezogen wurde.

Alrun Touche`, die Leiterin der BStU Außenstelle Erfurt, begann das Gespräch zwischen Stötzer und Andreas Boguslawski, dem Mitarbeiter der Stasi-Unterlagenbehörde, der als Unterstützer der Herausgeberin Anne König alle Zitate aus den Akten einspruchssicher machte.

Anhand von einer Diapräsentation der Bilder des Buches erklärte Stötzer den Ursprung und den Aufbau des Buches. Der Nachfolger von Neubert, Christian Dietrich, war auch unter dem Publikum. Er hatte Stötzer nach Ablauf der Ausstellung (zwischen Ausstieg und Aktion, Kunsthalle 2012) ermutigt, das Aktenmaterial zu einem Buch in einem Verlag zusammenzustellen. Der einzige Verlag, der sich dem schwierigen Thema der Repräsentation einer Geheimorganisation stellte, waren von 3 ½ Jahren spector books. Dieser innovative Verlag, traute sich ein Buch mit Klarnamen der IMs und der Künstler zu veröffentlichen und machte daraus ein solch interessant aufgebautes Werk, das im Juni diesen Jahres von der Stiftung Buchkunst zum schönsten Buch in der Rubrik Sachbuch gekürt wurde. In der anschließenden Diskussion äußerte sich auch ein weiteres Vorstandsmitglied  des Freiheit e.v. Dorit Bause zur Situation der politischen Gefangenen im Endstadium der DDR.

Gabriele Stötzer, 03.07.23

Fotos: Bundesarchiv - Stasi-Unterlagen-Archiv Thüringen, A. Tauché / P. Wisotzky / Ch. Dietrich

*** Austellungshinweis ***

Freiheit e.V. empfiehlt eine Ausstellung von Gabriele Stötzer in Berlin: Einladung Download